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80 Jahre KOBV Österreich –

80 Jahre Solidarität von und für Menschen mit Behinderungen

Am 17. April 1945, nur wenige Tage nach der Befreiung Wiens, treten die Kriegsopfer beider Weltkriege zusammen und stoßen die Gründung der „Zentralorganisation der Kriegsopfer Österreichs“ an. Inmitten der Nachkriegswirren und der Besatzungszeit dauert es bis November desselben Jahres, bis die Organisation vereinsrechtlich anerkannt ist. 1973 erfolgt die Öffnung für alle Menschen mit Behinderungen, egal welcher Art und Ursache, was sich letztlich mit der Umbenennung in Kriegsopfer- und Behindertenverband Österreich im Jahr 1996 auch namentlich manifestiert.

Vorgeschichte der Verbandsgründung

Die Wurzeln des KOBV reichen zurück in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Bereits 1919 wurde das Invalidenentschädigungsgesetz eingeführt, das Kriegsbeschädigten einen Rechtsanspruch auf staatliche Unterstützung gewährte und ein differenziertes Rentensystem schuf. Zudem erhielten Kriegsbeschädigte ein Vorzugsrecht bei der Vergabe von Tabaktrafiken. Diese Maßnahmen waren Ergebnis intensiver Verhandlungen zwischen dem Zentralverband der Kriegsbeschädigten und dem Sozialministerium. Die Jahre 1919 und 1920 waren jedoch auch von internen Konflikten und Spaltungsbewegungen innerhalb der Kriegsbeschädigtenorganisationen geprägt. Erst ab 1923 kam es zu einer gewissen Festigung der Position des Zentralverbandes, der jedoch 1934 unter dem austrofaschistischen Regime aufgelöst wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband 1945 neu gegründet. 

Der Verbandsgründer Hans Hirsch

Für Weitblick und Tatkraft braucht es weder Augen noch Hände

Ein altes Schwarz-Weiß-Foto von Hans Hirsch, seine Augenlieder sind vernäht, das Haar weiß und es zeichnet sich ein freundlich-mildes Lächeln auf seinen Lippen ab.
Hans Hirsch, der Gründer des Zentralverbandes, verlor im ersten Weltkrieg beide Hände sowie sein Augenlicht. Doch für Weitsicht und Tatkraft braucht es weder Augen noch Hände.

Hans Hirsch, der erste Präsident des KOBV, verlor im Ersten Weltkrieg sein Augenlicht und beide Hände. Trotz dieser schweren Schicksalsschläge setzte er sich unermüdlich für die Rechte von Kriegsopfern und Menschen mit Behinderungen ein. Bereits 1919 war er an der Gründung des Zentralverbands der Kriegshinterbliebenen beteiligt und gründete später den Verband der Kriegsblinden Wien, Niederösterreich und Burgenland, dessen Präsident er 35 Jahre lang blieb.

Gründung der Landesverbände

Nach der Gründung des Zentralverbandes entstanden zwischen 1945 und 1950 in den Bundesländern eigenständige Landesverbände, die damals wie heute direkte Unterstützung, wie Beratung und Vertretung von Kriegsopfern, Kriegshinterbliebenen und Menschen mit Behinderungen vor Ort bieten.

Die Leistung des Verbandes hinsichtlich Gesetzgebung

Nach dem 2. Weltkrieg

Ein altes Schwarz-Weiß-Foto einer Demonstration, im Hintergrund die Fassade eines alten, majestätischen Gebäudes im französischen Stil. Der Demonstrationszug besteht aus Männern in uralten Rollstühlen, die teilweise wie Schubkarren aussehen und Männern mit fehlenden Gliedmaßen und Krücken. Im hinteren Teil des Zuges wird ein großes Banner getragen, auf dem steht: Die Kriegsopfer fordern ihr Recht!
Tiroler Kriegsopfer fordern ihre Rechte ein.

Der damals noch als Zentralorganisation geführte Verband hat maßgeblich zur Entwicklung wichtiger Gesetze beigetragen, die die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen verbessern. Dazu zählen das Invalidenbeschäftigungsgesetz (heutiges Behinderteneinstellungsgesetz), das die Beschäftigungspflicht und den qualifizierten Kündigungsschutz für Menschen mit Behinderungen regelt, sowie Regelungen im Trafikwesen, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zu selbstständiger Erwerbstätigkeit ermöglichen. Auch in Fragen der Versorgung und Rehabilitation hat der KOBV entscheidende Impulse gegeben.

In der jüngeren Vergangenheit

Ein Bild vermutlich aus den 1980ern von einer Demonstrationsveranstaltung, auf dem großen Banner, das die Hälfte des Bildes ausmacht, steht: Die behinderten, alten und pflegebedürftigen Menschen fordern Pflegegeld jetzt!

In den letzten Jahrzehnten hat der KOBV weiterhin wichtige Reformen angestoßen und begleitet. Dazu zählen das Bundespflegegeldgesetz, das pflegebedürftigen Menschen finanzielle Unterstützung bietet, sowie das Bundesbehindertengesetz, das die Rechte von Menschen mit Behinderungen stärkt und ihre gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördert. Der KOBV war aktiv an der Ausarbeitung des Bundespflegegeldgesetzes und des Bundesbehindertengesetzes beteiligt und bringt seine Expertise in die laufende Weiterentwicklung ein.

Heute und morgen

Und auch das aktuelle Regierungsprogramm aus 2025 enthält mehrere Punkte, die Forderungen des KOBV aufgreifen. Besonders zu begrüßen ist das darin enthaltene Bekenntnis, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention endlich zu realisieren. Weiterhin ist der KOBV über das Vorhaben, das System der Ausgleichstaxe zu prüfen und zu reformieren positiv gestimmt. Die Einführung einer bundeseinheitlichen persönlichen Assistenz, ein One-Stop-Shop für Heilbehelfe und Beihilfen sowie die Stärkung inklusiver Bildung sind außerdem wichtige Meilensteine im aktuellen Regierungsprogramm. Der KOBV begrüßt diese Entwicklungen und die Dialogbereitschaft in der Politik, die seit 80 Jahren teils mehr und teils weniger gegeben ist, aber zu einer stetigen Weiterentwicklung der Rechte von Menschen mit Behinderungen geführt hat. 

Der KOBV und die Wirtschaft

Das Projekt zur Ausbildung und Unterstützung der Behindertenvertrauenspersonen (BVP), das der KOBV Österreich mit Mitteln des Sozialministeriumservice betreibt, zielt darauf ab, Menschen mit Behinderungen in Unternehmen zu unterstützen. Durch Schulungen, die der KOBV in Kooperation mit der Arbeiterkammer und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund durchführt, sowie Beratungen werden Behindertenvertrauenspersonen befähigt, ihre Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen zu vertreten und für ihre Rechte einzutreten. Der KOBV sieht hierbei seine Rolle als Berater und Vermittler, um Vertrauen in der Wirtschaft zu schaffen und einen Dialog herzustellen, damit Ängste und Vorurteile ausgeräumt werden können.

Trafiken als Möglichkeit zu selbstbestimmtem Leben

Ein schwarz-weiß Bild, auf dem ein Herr und eine Dame vor einem Zeitungsstand einander die Hände schütteln.
Ein Bild aus den 1990ern in einer Trafik am Verkaufspult, die Kundin in blau mit blonden Haaren steht mit dem Rücken zu uns, hinter dem Pult steht die Verkäuferin in einem weißen Kittel und der Inhaber sitzend im Rollstuhl und die Registrierkasse bedienend.
Eine Bühne mit blauer Farbkomposition, im Hintergrund Bilder alter Tabaktrafiken, auf der Bühne sitzt die Moderatorin in Blau mit Mag. Hannes Hofer von der MVG, Präsident Franz Groschan vom KOBV und zwei weiteren Herren.

In Zusammenarbeit mit der Monopolverwaltung GmbH (MVG) unterstützt der KOBV Menschen mit Behinderungen auf dem Weg zur Selbstständigkeit als Trafikantinnen und Trafikanten. Durch Beratung, Schulungen und die Vermittlung von Trafiken wird der Zugang zu diesem „Unternehmen Inklusion“ erleichtert. Ein Beispiel dafür ist die Einführung der „Ablöse neu“, die eine transparente Bewertung von Trafiken ermöglicht und somit die Förderungen für Neutrafikantinnen und -trafikanten verbessert. Die KOBV Schulungs GmbH, gegründet von mehreren Landesverbänden des KOBV, betreibt Schulungstrafiken in ganz Österreich (außer Burgenland) und bietet Schnuppertage sowie praktische Ausbildungsmöglichkeiten für angehende Trafikantinnen und Trafikanten.

Der Weg in eine inklusive Zukunft

Das KOBV Österreich Logo auf rotem Hintergrund, in der Mitte des Bildes ist eine Bogengrafik als Brücke und im Text darunter steht: 80 Jahre erfolgreiche Brückenbauer.

Seit 80 Jahren steht der KOBV für Solidarität, Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement. Was 1945 mit dem Ziel begann, Kriegsopfern eine Stimme zu geben, hat sich zu einer starken Gemeinschaft mit rund 45.000 Mitgliedern entwickelt, die sich für die Rechte und das Wohl von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Der soziale Frieden, den der KOBV mitgestaltet, ist ein Fundament für den gesellschaftlichen Frieden. Gemeinsam gestalten wir eine inklusive Zukunft.