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KOBV zum „Bahncheck“ im ORF

Für eine Folge des ORF III Themenmontag zum Thema “Bahncheck”, wurde der KOBV befragt, wie barrierefreies Reisen von unseren Mitgliedern wahrgenommen wird. Im Beitrag untersuchen die Redakteur:innen im Sinne des Verbraucherschutzes, wie einfach, nachhaltig und komfortabel eine Urlaubsreise mit der Bahn sein kann.

Wir wurden dazu um ein Statement gebeten, wie zufrieden unsere Mitglieder mit dem Angebot der ÖBB und Westbahn sind. Eine Einschätzung, ob es genügend barrierefreie Züge, funktionierendes Assistenzangebot oder Verbesserungswünsche gibt, kann man nur schwer in einem Satz wiedergeben, da die Erfahrungen unterschiedlich sind und je nach Bedarf mehr oder weniger Einschränkungen vorhanden sind.

Was für den KOBV aber zentral ist, sind die Bemühungen der ÖBB und die vorgenommenen Veränderungen für mehr Barrierefreiheit im Bahnverkehr. Besonders hervorheben möchten wir dabei den Web-Auftritt und die Informationen, die auch in einfacher Sprache, einer Barrierefreiheitsmaßnahme für Personen, die Lern- und Leseschwierigkeiten haben, angeboten werden.

Auch die Bemühungen Nachtreisezüge nach und nach barrierefreier zu gestalten finden wir sehr gut. Hier informiert unter nightjet.com die ÖBB sehr ausführlich über die Möglichkeiten des barrierefreien Reisens.

Ticket-Wissenschaften

Als besonders frustrierend berichten unsere Mitglieder jedoch immer wieder, dass die Ticket-Buchung sehr kompliziert ist. Für gewisse Menschen mit Behinderungen gibt es nämlich eine Preisreduktion (Behindertenpass mit 70 %Grad der Behinderung). Rollstuhlfahrer:innen mit 50% Grad der Behinderung im Behindertenpass bekommen aber beispielsweise keine Ermäßigung, müssen aber trotzdem je nach Zug den Punkt „Barrierefrei Reisen“ wählen, die das Mobilitätsservice anmeldet. Das ist dafür da, dass am Bahnsteig Personal der ÖBB steht und ggf. mittels Rampen Rollstuhlfahrer:innen in sogenannte „Hochflurfahrzeuge“, also den Zug, befördert. Um nun das richtige Ticket und den korrekten Service zu wählen, stehen viele unserer Mitglieder vor einer großen Herausforderung, insbesondere, wenn man nicht mit der modernen Technik aufgewachsen ist.

Wünschenswert wäre es darüber hinaus, dass allen Menschen mit Behinderungen bereits ab einem Grad der Behinderung von 50 % im Behindertenpass eine Fahrpreisermäßigung gewährt wird.

Neuer Railjet – Verbesserungen in Sicht

Insbesondere in Punkto „selbstbestimmt leben“, sind Verbesserungen beim barrierefreien Reisen absehbar. Ab 2028 sollen 27 neue Railjets auf Schiene sein. Die ÖBB verspricht hier mobilitätseingeschränkten Personen das Reisen mit Rollstuhl angenehmer und unbeschwerter zu machen. 7 von insg. 9 Wagons sind Niederflurwagen, das bedeutet Rollstuhlnutzer:innen können in diese Wagons ohne Hilfe über eine Rampe einsteigen, statt wie bisher üblich mit angemeldeter Hilfestellung durch das Mobilitätsservice. Bei den bisherigen „Hochflurfahrzeugen“ ist laut ÖBB „Anmeldung für Hilfestellungen mit dem Hebelift unbedingt notwendig“. Diese Neuerung finden wir sehr begrüßenswert, denn bei anderen Zug-Modellen ist dies ein großes Hindernis überhaupt auf Reise zu gehen.

Statt wie bisher 2 gibt es nun 3 Rollstuhlplätze in diesen Wagons. Außerdem wurden taktile, optische und akustische Elemente hinzugefügt- diese sind vor allem für blinde und sehbehinderte Menschen wichtig. Die „inklusive Planungsgruppe“ des Österreichischen Behindertenrat den neuen Railjet getestet und befindet ihn insgesamt für sehr gut.

Einen Mangel haben wir aber dennoch festgestellt: Menschen mit Behinderungen können nicht aus dem Abteil hinaus. Das bedeutet auch, dass das Restaurant und die neuen Snackautomaten nicht benutzt werden können, weshalb mobilitätseingeschränkte Personen am Platz bedient werden müssen. Prinzipiell ist das ein guter Gedanke, aber noch besser wäre es vollständige Inklusion zu ermöglichen, denn Menschen mit Behinderungen möchten keine „Sonderbehandlungen“ haben.

Abbildung 1 (c) aufschiene

Wir haben uns bei der Vorstellung des neuen Railjet deshalb gewundert, weshalb bei der Neuplanung von Zügen überhaupt noch Stufen gebaut und schmale Gänge vorgesehen werden. Außerdem hilft Barrierefreiheit allen, auch mit Kind, Koffer oder Krücken wird man in den neuen Zugabteilen und den eingebauten „Stolperfallen“ schwer vorankommen.

Einschätzungen zum neuen Railjet kann man sich auch auf Youtube unter dem Stichwort „Der neue Railjet“ ansehen, dort wird auch ein Nutzer im Rollstuhl zur Barrierefreiheit befragt; sowie ein ausführliches Video des ÖBR zu den Ergebnissen der inklusiven Planungsgruppe.

Unser Statement zur Selbstbestimmung von Bahnreisenden mit Behinderungen und den gesamten Beitrag können Sie voraussichtlich (wir haben keinen Einfluss auf die tatsächliche Sendeplanung des ORF!) am 13.05. um 20:15 auf ORF III und in der TVthek sehen.